22. September 2020

Der KiloKick – Warum die Low-Carb Quarkspeise kein Wundermittel ist und was der KiloKick wirklich bewirkt

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In vielen Facebook-Gruppen rund um das Thema Low Carb und Abnehmen lese ich immer wieder die Frage nach einem berüchtigten Rezept mit dem Namen KiloKick. Ich bin schon vor einigen Jahren mit dem KiloKick durch ein Gespräch mit verschiedenen Personen auf einer Feier mit einer Adipositasärztin in Berührung gekommen.

Leider bin ich nie dazu gekommen einen entsprechenden Artikel zu verfassen. Da das Phänomen KiloKick immer weiter um sich greift, wird es jedoch Zeit, einmal dem Mythos KiloKick näher zu betrachten. Am Ende des Artikels gibt es für dich noch ein KiloKick-Rezept.

Was soll der KiloKick bewirken?

Der KiloKick soll seinem Namen alle Ehre machen. Du isst eine leckere Quarkspeise mit Vitamin C, das entsprechende Rezept kommt noch, und nimmst über Nacht bis zu einem Kilo ab. Die Kombination von Eiweiß und Vitamin C bewirkt angeblich, dass dein Stoffwechsel so stark in Schwung kommt und entsprechend Fett über Nacht durch Zauberhand verschwindet.

Die absurde KiloKick-Rechnung
Die absurde KiloKick-Rechnung

Natürlich ist das ein absoluter Traum für alle, die schnell abnehmen wollen. Nur solltest Du dir eine Frage stellen: Wenn es dieses Wundermittel wirklich gibt, warum wird es nicht schon lang professionell vertrieben? Schließlich wäre das ein Durchbruch in einem Milliarden-Euro-Markt.

Andere sprechen davon, dass der KiloKick entwässert und das der KiloKick wunderbar bei ihnen wirkt. Egal wie oft solche Aussagen wiederholt werden, es macht sie nicht wahrer und bleiben hanebüchener Unsinn. Dazu ein passendes Zitat von Albert Einstein:

Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Woher kommt der KiloKick überhaupt?

Wenn Du dich in verschiedenen Foren oder Gruppen umschaust, werden zwei beliebte und bekannte Namen dem KiloKick zugeordnet. Einmal dem US-amerikanischem Unternehmen Weight Watchers und im zweiten Fall dem Ernährungsmediziner und Sachbuchautor Detlef Pape.

Hier liegt schon der erste World Wide Web Mythos vor. Weder ist der KiloKick von Dr. Pape, noch von Weight Watchers. Keine der beiden Gruppen würde sich in die Nesseln setzen und ihren Kunden bzw. Lesern per Wundermittel versprechen über Nacht abzunehmen. Das sollte jedem intelligenten und rational denkenden Menschen bewusst sein.

Ich habe mich unter anderem mit Weight Watchers in Verbindung gesetzt und um eine Stellungnahme hinsichtlich des KiloKicks gebeten:


Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe eine Frage hinsichtlich einer Speise, die immer wieder mit Weight Watchers in Verbindung gebracht wird. Es handelt sich hier um eine Quarkspeise mit dem wunderbaren Namen „KiloKick“, die aus Quark, Zitrone und Eischnee besteht und „über Nacht“ bis zu einem Kilo Gewichtsverlust verspricht. Laut diesem Blog: *Blog aus Fairness anonymisiert* wird der KiloKick auch von Weight Watchers empfohlen.

Ist diese Aussage richtig und empfiehlt Weight Watchers den „KiloKick“ um über Nacht ein Kilo zu verlieren und ist das nach Meinung von Weight Watchers überhaupt möglich?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Meyhöfer


Die Antwort von Weight Watchers zum KiloKick lies nicht lange auf sich warten. An dieser Stelle vielen Dank dafür!


Lieber Herr Meyhöfer,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

In einigen Teilnehmerforen kursiert der Tipp, abends vor dem Schlafengehen eine Mischung aus Magerquark, geschlagenem Eiweiß und Zitronensaft zu essen. Die Kombination aus Proteinen und Vitamin C soll angeblich die Fettverbrennung anregen und so für besonders gute Abnahmen sorgen. Dieser sogenannte Kilo-Kick war und ist kein Bestandteil unseres Programms. [.. ][..]Sie essen nicht Ihr übliches Abendbrot, sondern nur den Eiweiß-Quark. Dadurch essen Sie wahrscheinlich weniger als sonst und das führt letztendlich dazu, dass Sie abnehmen. Entscheidend ist dafür wie immer die negative Energiebilanz.

Mit freundlichen Grüßen
[..]

Online-Kundenservice


Ferner bestätigte Weight Watchers mir, das der KiloKick nicht diese beschleunigende Wirkung auf den Stoffwechsel hat, sondern ausschließlich auf der Verhaltenseben wirkt. Die Mail liegt selbstverständlich auch im Ganzen vor. Die Antwort seitens Schlank im Schlaf und Dr. Pape steht noch aus, aber alleine das in keinem! zertifizierten Buch der KiloKick zu finden ist oder von offizieller Stelle empfohlen wird, ist bereits Hinweis genug. Ingesamt lässt sich weiterhin sagen, dass es sich beim KiloKick um eine urbane Legende handelt.

Der KiloKick Mythos nutzt die täglichen Schwankungen

Es gibt Menschen, die stellen sich jeden Tag auf die Waage, um ihr Gewicht zu kontrollieren. Das mag zwar einen psychologischen Kick bringen und vorzüglich als persönlicher Anker dienen, hat aber leider überhaupt keine Aussagekraft. Egal ob Du innerhalb von 24 Stunden an Gewicht zunimmst oder tatsächlich schnell abgenommen und ein Kilo verloren hast. Warum das so ist? Der gesunde normale Durchschnittskörper unterliegt einer natürlichen Gewichtsschwankung von bis zu 3 Kilo am Tag. Faktoren wie:

  • Nahrungsaufnahme
  • Flüssigkeitsverlust (Sport)
  • Flüssigkeitsaufnahme
  • Art des Essens
  • Wassereinlagerungen
  • Toilettengang

können dein Gewicht erheblich beeinflussen. Ein Rückschluss auf einen potenziellen Fettverlust ist biologisch und physiologisch überhaupt nicht möglich. Wenn Du dich wiegen möchtest, solltest Du alle 2 Wochen einen Wiegetag einlegen und dich immer zur gleichen Zeit und unter den gleichen Umständen auf die Waage stellen.

Warum der KiloKick nicht funktionieren kann

Körperfett ist eine böse und echt hartnäckige Sache. Was aber noch viel schlimmer ist, auch Körperfett hat einen Brennwert und besteht aus Kalorien. Um genau zu sein, hat 1 Gramm Fett einen Nährwert von ca. 9 Kilokalorien (abgerundet). Von diesen 9 Kilokalorien kann der Körper 7 Kalorien verwerten, die restlichen 2 Kilokalorien werden durch die Verdauungsarbeit verbraucht.

Es wird hier auch vom Verdauungsverlust gesprochen. Insgesamt musst Du also bei einem Kilo Körperfett stattliche 7000 Kilokalorien abbauen. Um 7000 Kilokalorien zu verlieren musst Du wahlweise im Durchschnitt

  • 10 Stunden joggen
  • 45 Stunden spazieren
  • 20 Stunden Radfahren
  • 30 Stunden im Haushalt arbeiten
  • 25 Stunden im Garten arbeiten

je nach Alter, Größe, Umständen und Genetik können die Zahlen leicht schwanken. Diesen Verbrennungseffekt mit etwas Quark und Vitamin C zu erreichen, ist absolut und definitiv unmöglich.

Kilokick im Schlaf abnehmen
7000 Kcal über Nacht mit einer Quarkspeise zu verbrennen ist unmöglich – sei dir dessen bewusst.

Achtung vor unseriösen Artikeln oder Berichten über den KiloKick

Im Internet gibt es viele Blogger die alles dafür geben um den Besucherstrom auf Ihren Blog zu erhöhen. Dazu gehören oftmals eine gehörige Portion Dreistigkeit sowie eine Prise vom Baron Münchhausen-Syndrom. Es wird gelogen was das Zeug hält, nur um dem Leser das zu geben, was er lesen will.Schließlich werden Berichte schneller verbreitet, wenn sie einem eine schnelle und einfache Lösung versprechen. So ist es auch mit dem Mythos KiloKick.

Natürlich ist es einfacher dir das Blaue vom Himmel zu lügen und dir den KiloKick zu empfehlen. Schließlich kann ich mich immer auf die üblichen Gewichtsschwankungen berufen. Doch mir persönlich ist das suspekt und lieber verliere ich Leser, weil sie die Wahrheit nicht vertragen, als dich anzulügen. Punkt, Aus, Ende. Schließlich sind schon genug Abzocker im Internet unterwegs (Siehe Artikel Abnehmpillen) oder mangelhafte Empfehlungen von Laien wie die berüchtigte Max Planck Diät.

Ich bitte dich, lass dich nicht veralbern und hinterfrage angebliche Fakten und Wirkungsweisen von so tollen Wundermitteln wie dem KiloKick.


Das KiloKick Rezept

Der fertige KiloKick
Der fertige KiloKick

Du möchtest den KiloKick trotzdem ausprobieren und dir dein eigenes Bild machen? Dann bekommst Du nun das versprochene KiloKick-Rezept. Denn auch wenn es den gewünschten Effekt nicht gibt, so ist der KiloKick eine echt leckere Low Carb Nachspeise, die lange satt macht.


Das Rezept-Video zum KiloKick

Für einen ersten Eindruck, haben wir dir wieder ein Rezept-Video bereitgestellt.


Die Zutaten für den KiloKick:

  • Magerquark 250 g
  • Eiklar (Eiweiß) 2 Stück
  • Süßungsmittel (Xylit oder Erythrit) nach Wahl
  • Zitronensaft von einer halben Zitrone oder nach Geschmack

Für den KiloKick kannst Du entweder den praktischen fertig ausgepressten Zitronensaft aus der Flasche nehmen, oder Du presst selbst eine frische halbe Zitrone aus. Wir haben für unser KiloKick-Rezept eine frische Zitrone genommen.

Die Zutaten für den KiloKick
Die Zutaten für den KiloKick

Die Anleitung für den KiloKick:

Solltest Du für deinen KiloKick lieber frischen Zitronensaft verwenden wollen, dann halbiere zuerst eine Zitrone und presse den Saft aus einer Hälfte aus.

Wahlweise mit frischer Zitrone oder Zitronensaft aus der Flasche
Wahlweise mit frischer Zitrone oder Zitronensaft aus der Flasche

Schlage dann die beiden Eier auf und trenne den Inhalt sorgfältig in das Eiweiß und die Eigelbe.

Das Eiweiß vom Eigelb trennen
Das Eiweiß vom Eigelb trennen

Anschließend musst Du das Eiklar mit dem Handmixer schön steif schlagen. Das Eigelb brauchst Du für den KiloKick nicht und kannst es für ein anderes Rezept verwenden.

Das Eiweiß steif schlagen
Das Eiweiß steif schlagen

Gib den Magerquark, den Süßstoff deiner Wahl und den Zitronensaft in eine Schüssel. Verrühre diese Zutaten miteinander zu einer glatten Masse.

Den Quark unter den Eischnee heben
Den Quark unter den Eischnee heben

Hebe im Anschluss unter und verrühre alles zu einer glatten fluffigen Creme.

Den KiloKick zur Creme rühren
Den KiloKick zur Creme rühren

Fertig ist der KiloKick. Bei Bedarf kannst Du den KiloKick noch mit etwas Zimt verfeinern. Ich wünsche Dir einen guten Appetit. <img draggable=


Mythos KiloKick und die harten Fakten

  • Der KiloKick bewirkt keine Gewichtsabnahme über Nacht.
  • Glaube nicht alle Abnehmen-Mythen, auch wenn Sie zu schön sind.
  • Genieße den KiloKick als das was er ist – ein leckerer Snack.
  • Teile diesen Artikel, um dem KiloKick Mythos den Garaus zu machen.

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  1. Naja, man kann natürlich schon damit abnehmen, nämlich indem man diesen leckeren Nachtisch (ich esse als dritten Nachtisch abends bzw. nachts ungefähr die dreifache Menge, d.h. 500g Magerquark, ca. 150ml Sprudelwasser, ein steifgeschlagenes Eiklar, 15 Süßli und 150g Erdbeeren) anstelle wirklich kalorienhaltiger Süßigkeiten verspeist. Das hat ungefähr 500kcal, aber kaum Fett und viel Eiweiß (und Kalzium), aber ohne dieses würde ich mir die doppelte Menge als Süßigkeiten-Kalorien (fast nur bestehend aus Zucker und Fett) reinziehen. Und selbst wenn es „nur“ diese 500kcal (also nur eine Tafel Schokolade) wären – hier sind es kaum Zucker, kaum Fett, und von den kcal des EW kann man gut 15 bis 20% für die Verdauung abziehen). So bin ich satt und zufrieden und kann tagsüber fasten (Intervallfasten) und halte so meine Kaloriengrenzen bequem ein (und esse dennoch zusätzlich Süßigkeiten und trinke Alkohol).

    1. Nein – du nimmst nicht durch den KiloKick dann ab, sondern durch das damit verbundene Energiedefizit.
      Das ist ein Unterschied. Kausalität vs. Korrelation.

      Den gleichen Effekt hättest du, wenn Du statt dem Kilokick etwas anderes proteinreiches oder niedrigkalorisches isst.

      Die proklamierte „Wirkung“ ist nicht existent. Und nur darum geht es hier in dem Artikel. Alles andere ist Kokolores.
      Und wer die Behauptung aufstellt, diese „Wirkung“ ist vorhanden, handelt entweder bewusst unseriös, um einen Klickbait zu generieren oder war in der Schule offensichtlich öfter mal krank.

  2. Und was mache ich mit dem Eigelb? Na klar: Crème Brûlée, mit ordentlich Sahne, um das Kilo gleich wieder zuzunehmen!!
    Aber im Ernst, vielen Dank für diesen sehr seriösen und informativen Text.

  3. Hallo Herr Meyhöfer,

    vielen Dank für diesen Beitrag. Er bringt ein bisschen Licht ins dunkle.
    Es ist schon der Wahnsinn was einem so alles erzählt wird nur um im Endeffekt die eigenen Produkte zu vermarkten oder als Absatzmittler zu fungieren.

    Gruß Mathias

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