14. Januar 2021

Die Lutz-Diät: sinnvolle Low-Carb-Variante oder gefährliche Reduktionskost?

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Ähnlich wie Atkins benennt auch Dr. Wolfgang Lutz die in unseren Breiten übliche kohlenhydratreiche Ernährung als Hauptursache für Übergewicht und Zivilisationskrankheiten.

Evolutionsbedingt sei der Mensch ein Jäger, dessen Verdauungssystem auf die Verwertung von Fleisch, Fisch, Beeren und Wurzeln und nicht auf Getreideprodukte und Zucker ausgerichtet ist.

Wie die Lutz-Diät genau funktioniert, ob sie physiologisch sinnvoll und zur dauerhaften Ernährung geeignet ist, erfährst Du jetzt.

Woher kommt die Lutz-Diät?

Dr. Wolfgang Lutz war ein österreichischer Internist, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, erkrankten Menschen zu helfen und darüber hinaus auch den Erkrankungsursachen auf den Grund zu gehen. Zudem wollte er Möglichkeiten aufzeigen, wie sich lebensbedrohliche Zivilisationskrankheiten ohne großen Aufwand vermeiden lassen.

Im Zuge seiner Studien kam er zu dem Schluss, dass viele chronische Leiden zivilisierter Menschen, wie Magen-Darm-Erkrankungen, Arthrosen, Herz-Kreislauf-Probleme, Herzinfarkt, Diabetes und Fettsucht in unmittelbarem Zusammenhang mit einer ungünstigen Ernährung stehen.

Basierend auf der Erkenntnis, dass eine kohlenhydratreiche Ernährungsweise mit viel Stärke und Zucker nicht nur dick, sondern auch krank macht, entwickelte Dr. Lutz zwischen 1950 und 1960 eine spezielle Diätform, deren theoretische Grundlagen er mit dem Buch „Leben ohne Brot“ der breiten Öffentlichkeit bekannt machte.

Darüber hinaus begründet er in seinem Werk, warum nicht zu viel Fett, sondern ausgerechnet Kohlenhydrate den menschlichen Stoffwechsel ungünstig beeinflussen und inwiefern sich die nach ihm benannte „Lutz-Diät“ zur Vorbeugung und Heilung zahlreicher Zivilisationskrankheiten eignet.

Leben ohne Brot: Grundlagen der Lutz-Diät

Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse gewann Dr. Lutz mithilfe von Tierversuchen, die zum Großteil daraus bestanden, Fleischfresser mit stärkehaltiger Nahrung zu füttern und die sich daraus ergebenden Konsequenzen auf deren Gewicht zu beobachten. Nachdem die Tiere prompt zunahmen, übertrug er diese Gesetzmäßigkeit auf den menschlichen Organismus.

Demnach stützt sich die Lutz-Diät auf die These, dass der Mensch von Natur aus Jäger und somit Fleischesser sei, der seine Kost im Frühstadium seiner Entwicklung lediglich durch Früchte und Wurzeln ergänzt hat. Auf Kohlenhydrate, beispielsweise aus Getreide, sei die menschliche Erbmasse nicht eingerichtet.

Während unbegrenzter Fleisch- und Fettkonsum, ergänzt durch Gemüse und Obst, gesund sei, gelte es, den Verzehr von Kohlenhydraten drastisch einzuschränken.

  • Fleisch (Hühnchen, Schwein, Rind), pflanzliches und tierisches Fett, Fisch, Eier und Milchprodukte sind in unbegrenzter Menge erlaubt.
  • Dazu darfst Du Gemüse, Salat und Obst in beliebiger Menge verzehren.
  • Laut Dr. Lutz sind maximal bis zu 72 Gramm Kohlenhydrate täglich vertretbar. Diese generieren sich aus ballaststoffreichen Gemüse- und Obstsorten, Salat, Reis, Kartoffeln und Vollkornprodukten, wie Vollkornnudeln oder Vollkorngetreide.
  • Gekocht und gebraten wird während der Lutz-Diät mit naturbelassenen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
  • Wie der Titel des Buches „Leben ohne Brot“ bereits ankündigt, ist der Verzehr von Brot so gut wie verboten.

Die Theorie der Gewichtsreduktion setzt demnach auf eine Low-Carb Ernährung, bei der Dein Körper, nach der Verbrennung von Glukose aus (wenigen) Kohlenhydraten, vornehmlich Fettreserven zur Energiegewinnung heranzieht.

Wie viel sind 72 Gramm Kohlenhydrate?

Im Buch Leben ohne Brot findest Du keine konkreten Diätpläne, dafür jedoch jede Menge Kohlenhydrattabellen, anhand derer Du Dir die erlaubten 72 Gramm ermitteln kannst.

Beispiel (insgesamt 72 g Kohlenhydrate):

  • 1 mittlerer Apfel: 17 g
  • 300 g Blumenkohl: 9 g
  • 250 g Karotten: 12 g
  • 50 g Vollkornnudeln: 34 g

Laut Vorgabe musst Du die erlaubten 72 Gramm nicht jeden Tag konsequent einhalten. Wenn unterm Strich die durchschnittliche Wochenbilanz stimmt, dürfen es auch einige Gramm weniger oder mehr sein.

Beispiel für einen Lutz-Diät-Tag

Neben seinem Bestseller „Leben ohne Brot“ veröffentliche Dr. Lutz das Buch „Kranker Magen, kranker Darm: was wirklich hilft“. Hierin findest Du konkrete Beispiele für die Nahrungsmittelzusammensetzung während der Diättage.

Frühstück:

  • eine Tasse ungesüßten Kaffee oder Tee
  • 25 g (eine dünne Scheibe) Vollkornbrot
  • zwei weich gekochte Eier

Mittagessen:

  • Fleisch, Fisch, Salat, Gemüse nach Belieben
  • 30 g Vollkornreis oder 250 g Obst

Abendessen:

  • Eier, Braten, Käse nach Belieben
  • 50 g Vollkornbrot oder ein halbes Vollkornbrötchen
  • 250 ml Bier oder Wein

Dauer der Lutz-Diät

Bestimmte Phasen oder eine bestimmte Dauer sind für die Lutz-Diät nicht festgeschrieben. Diese Low-Carb Diät versteht sich eher als grundlegendes Konzept einer lebenslangen Ernährungsform, mit der Du nicht nur Dein Wunschgewicht erreichen sollst, sondern die auch Zivilisationskrankheiten vorbeugt.

Vorteile der Lutz-Diät

  • schneller Gewichtsverlust innerhalb kurzer Zeit
  • kaum Nährstoffmangel, ausreichend Vitamine und Mineralstoffe
  • abwechslungsreicher Speiseplan
  • je nach Persönlichkeit und Gesundheitszustand zur langfristigen Ernährung geeignet
  • Die Reduktion von Kohlenhydraten in Form von Weißmehlprodukten und Zucker ist nicht nur zum schnellen Abnehmen, sondern grundsätzlich für eine gesunde Lebensweise vorteilhaft.

Risiken der Lutz-Diät

  • Die Form des menschlichen Gebisses widerlegt die „Fleischfresser-Theorie“, die zudem bis heute nicht wissenschaftlich bewiesen wurde.
  • Fett- und eiweißreiche Diäten, wie die Lutz-Diät oder Atkins erzeugen Stoffwechselprodukte, die der menschliche Körper, allen voran Leber und Nieren, nur schwer abbauen kann.
  • Zu viel Fett. Zu viel schädliches Cholesterin. Es drohen Gicht, Herz-Kreislauf- und Nierenprobleme.
  • Falls Du Dein Essverhalten nicht dauerhaft umstellst, setzt nach der Diät unweigerlich der Jo-Jo-Effekt ein.

Bewertung der Lutz-Diät

Die Lutz-Diät mit eingeschränkter Kohlenhydratzufuhr ist eine Variante der Low-Carb-Diät. Aufgrund des Wasserverlustes sowie der reduzierten Kalorienaufnahme kommt es anfänglich zu einem raschen Gewichtsverlust. Langfristig lässt sich jedoch bezüglich dessen Höhe kein Vorteil gegenüber ausgewogener Low-Carb-Kost feststellen.

Wichtige Kritikpunkte vieler Mediziner sind die Aufnahme zu vieler gesättigter Fette und von zu großen Mengen tierischer Eiweiße, was mit einer vergleichsweise hohen Belastung von Leber und Nieren sowie mit hohen Blutfettwerten einhergehen kann. Ob sich die Diät als dauerhafte Ernährungsform eignet, ist deshalb höchst umstritten.

Nachhaltiges Abnehmen und Gewichthalten gelingen nur, wenn Du die Kalorienmenge reduzierst und Dich genügend bewegst. Der Rückfall in alte Ernährungsmuster zieht eine sofortige Gewichtszunahme infolge des Jo-Jo-Effektes nach sich.

Eine moderate Low-Carb Diät, wie zum Beispiel Low-Carb High-Quality (LCHQ) in Verbindung mit ausreichend Bewegung und Sport ist im Vergleich zur Lutz-Diät sowohl zum Abnehmen als auch als dauerhafte Ernährungsweise weitaus günstiger.


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