12. Januar 2021

Die Candida Diät – Was nützt sie wirklich bei einer Pilzinfektion?

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Die Candida Diät heißt mit vollständigem Namen Anti-Candida Diät oder manchmal auch Hefepilz Diät, denn sie soll das übermäßige Wachstum von Hefepilzen der Gattung Candida einschränken. Diese erzeugen vor allem in der Mundhöhle, auf der Haut, im Genitalbereich und im Verdauungstrakt Krankheitssymptome.

Eine sogenannte Candidose kann besonders im Zusammenhang mit einer Antibiotikatherapie auftreten, aber auch bei einer Immunschwäche oder einem Diabetes mellitus und dann zu einer Entdeckung solch assoziierter Gesundheitsprobleme führen.

Was ist die Candida Diät?

Die Candida Diät lässt sich nicht exakt definieren. Es gibt zahlreiche Quellen, die im Kern miteinander übereinstimmen, sich aber in den Details mehr oder weniger stark unterscheiden. Als Ursprung wird manchmal der österreichische Arzt Franz-Xaver Mayr genannt [Mayr2001], der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts speziell mit der Darmgesundheit und ihrem Einfluss auf den Allgemeinzustand befasste.

Die originale, nach ihm benannte F.-X. Mayr Kur hat in Bezug auf die verwendeten Nahrungsmittel nichts mit der Candida Diät zu tun, Gemeinsamkeiten gibt es aber bei den Zielen und den Prinzipien, wie der Darmreinigung durch eine sogenannte Entschlackung und Entsäuerung.

Jüngere Grundlagen für Candida Diät haben zwei amerikanischen Ärzte gelegt. C. Orian Truss aus Alabama hatte 1953 während seiner Tätigkeit in einer Klinik einen Patienten vorgefunden, der nach einer Antibiotika-Therapie aufgrund eines verletzten Fingers innerhalb eines halben Jahres einen lebensbedrohlichen Zustand entwickelt hatte.

Dass sich Candida Pilze unter solchen Bedingungen gut vermehren, war damals bereits bekannt und Truss konnte den mit einer Medikation gegen Candida Infektionen des Bluts vollkommen heilen. Aus weiteren, ähnlichen Erfahrungen entstand 1976 sein Buch „The Missing Diagnosis“.

Der Arzt William G. Crook veröffentlichte 1984 mit „The Yeast Connection: A Medical Breakthrough“ sein erstes Buch zur Erkennung und Behandlung von Hefepilzinfektionen.

Die Candida Diät verfolgt die Strategie, Einflussfaktoren aus der Ernährung zu eliminieren, die das Wachstum von Hefepilzen begünstigen, und gezielt Elemente einzusetzen, die das Pilzwachstum behindern oder sogar antifungiell wirken.

Zu den Faktoren, die das Wachstum von Candida fördern zählen vor allem stark zuckerhaltige Nahrungsmittel sowie weiterhin alkoholische oder koffeinhaltige Getränke. Auf die Tabu Liste der Candida Diät gehören zuerst künstlich gesüßte Speisen und Süßwaren, aber auch viele Obstsorten, die einen natürlich hohen Zuckeranteil aufweisen.

Für eine Candida Diät musst Du zwar den Zucker streichen, brauchst aber nicht ganz auf Süßes zu verzichten. Mit Stevia gibt es zum Beispiel ein natürliches, wie Zucker aus Pflanzen extrahiertes Süßungsmittel, dessen Süßkraft den Zucker bis zu 150 mal übertrifft, aber den Blutzuckerspiegel nicht nennenswert beeinflusst.

Auf der schwarzen Liste der Candida Diät stehen neben Zucker ganz allgemein kohlenhydratreiche Nahrungsmittel, aber nicht ohne Ausnahmen. Die Auswahl unterscheidet sich allerdings, je nachdem welche Quellen Du untersuchst und teilweise gibt es sogar innerhalb derselben Quellen Widersprüche. Das ist ein Schwachpunkt der Literatur zur Candida Diät.

Abgesehen von der Bedeutung der Kohlenhydrate und speziell der verschiedenen Zuckerarten, ist die weiteren Nahrungsinhaltsstoffen nachgesagte Wirkung nicht immer nachvollziehbar und zum Teil spekulativ. Das stellt aber die Candida Diät nicht insgesamt infrage.

Du solltest jedoch die Listen mit den erlaubten und verbotenen Nahrungsmitteln nicht überbewerten, zumal sie sich bei den verschiedenen Autoren, die eine Candida Diät beschreiben, auch unterscheiden.

Publikationen zur Candida Diät führen auf ihren Positivlisten Nahrungsmittel, die das Pilzwachstum behindern oder antifungale Wirkstoffe enthalten, aber auch probiotische Präparate und Nahrungsmittel, wie Joghurt, Kefir oder Sauergemüse.

Probiotika enthalten ausgewählte Arten lebender Mikroorganismen, die auch natürlich in Deinem Körper vorkommen und positiv mit ihm zusammen wirken, zum Beispiel weil sie an der Verdauung im Darm beteiligt sind.

Antibiotika beseitigen schädliche Mikroorganismen, schädigen aber zum Teil gleichfalls diese erwünschte und notwendige Besiedlung. Die Zufuhr für den Körper wichtiger Mikroorganismen über Probiotika soll helfen, die gutartige Besiedlung der Schleimhäute zu fördern und dadurch Candida & Co weniger Raum und Nahrung für ihr Wachstum zu bieten.

Was steckt hinter den Begriffen Candidose, Soor & Co?

Soor ist eine Sammelbezeichnung für Infektionen der Haut oder Schleimhäute, die durch Hefepilze der Gattung Candida verursacht werden. Eine erweiterte Bedeutung haben die medizinischen Fachbegriffe Candidose und Candidiasis sowie Moniliasis, der sich von einer älteren Bezeichnung der Pilzgattung ableitet.

Sie schließen auch Infektionen des Bluts und innerer Organe durch Pilze der Gattung Candida ein. Weitere Namen, die sich auf bestimmte Körperregionen beziehen, sind Intertrigo, Glossitis, Vulvitis, Balanitis und Paronychie.

In den meisten Fällen (90 %, Braun2014) ist der Stamm Candida albicans der Verursacher. Der Zusatz albicans deutet auf die weiße Farbe der Beläge hin, als die Kolonien dieser Pilzart sichtbar werden. Besonders gut zu erkennen sind sie, wenn sie sich als gelblich weißer Belag auf der Zunge bilden.

Weitere Mitglieder der gleichen Gattung, die ebenfalls zu Erkrankungen führen, sind Candida krusei, Candida tropicalis, Candida parapsilosis und Candida glabrata. Medikamentös behandelt wird eine Infektion durch Candida albicans beispielsweise mit Fluconazol oder Itraconazol und bei Resistenzen mit Voriconazol (ebda.).

Eine Besonderheit der Candida Pilze und vermutlich ein Schlüssel für ihre negative Wirkung ist ihre Fähigkeit, sehr schnell zwischen einem hefe- und geflechtartigen Wachstum wechseln können [Pubmed2011]. Während typische Hefekulturen nur lose zusammenhängen und sich daher leicht auflösen lassen, können sich Biofilme mit ihrer geflechtartigen Struktur besser festsetzen.

Da Candida, wie Pilze allgemein, eine Vorliebe für feuchte Umgebungen haben, finden sich auch die Hautinfektionen vorwiegend in Bereichen wie Hautfalten, Mundwinkeln und dem Genitalbereich. Fuß- und Fingernägel können ebenfalls betroffen sein.

Auch ein saisonales Auftreten ist möglich, wenn beispielsweise Deine Arme nach dem Sommer wieder in langärmeliger Kleidung stecken, die ein Abtrocknen von Schweiß an der Hautoberfläche behindert.

Für das Entstehen einer Candidose ist keine Ansteckung nötig, da die Pilze auch bei gesunden Menschen verbreitet sind. Sie können sich aber normalerweise nicht so stark vermehren, dass sie zu einem gesundheitlichen Problem werden.

Dazu sind zusätzliche Faktoren nötig, wie zum Beispiel eine Immunschwäche, ein Diabetes oder eine Veränderung der Mundflora aufgrund einer Einnahme von Antibiotika. Mögliche Ursache ist auch eine Eutrophierung des Körpers, das heißt, eine übermäßige Versorgung mit Nährstoffen, die das Wachstum der Hefepilze begünstigen. Genau hier setzt die Candida Diät an.

Wie wird die Candida Diät durchgeführt?

Eine vollständige Candida Diät besteht aus drei Phasen, wobei nur die mittlere unverzichtbar ist. Die optionale erste Phase beinhaltet eine Reinigung, die mit viel Wasser und entgiftenden Getränken Candida Kulturen aus dem Verdauungstrakt ausspülen soll.

In dieser Phase, die Du nur eine kurze Zeit durchhalten brauchst, ist die Candida Diät besonders restriktiv bezüglich der erlaubten Nahrungsmittel. Die Angaben schwanken zwischen wenigen Tagen bis maximal sechs Wochen. Die Positivliste enthält Rohkostsalate und gedünstetes Gemüse, die Du mit einer Auswahl verschiedener Gewürze, Kräuter und Öle geschmacklich aufwertest. Diese Zusätze sind in der Candida Diät ebenfalls danach ausgewählt, wie sie auf die Pilzinfektionen wirken.

In der Hauptphase einer Candida Diät sind zucker- und kohlenhydratreiche Lebensmittel ebenfalls tabu, ebenso wie alkoholische und koffeinhaltige Getränke. Probiotische Lebensmittel wie Joghurt oder Sauerkraut sollen eine gutartige Besiedlung der Schleimhäute fördern.

In der dritten Phase der Candida Diät nimmst Du Schritt für Schritt gewohnte Nahrungs- und Genussmittel wieder auf Deinen Speiseplan. Dabei solltest Du genau auf eventuelle Negativsymptome achten, denn die können die können Dir eventuell vorhandene Allergien oder Unverträglichkeiten anzeigen.

Aber selbst wenn die Zusammenhänge eindeutig scheinen, solltest Du Dich vor Schnellschlüssen hüten, denn bei der Verdauung spielen sehr viele Faktoren zusammen, sodass es immer noch andere Ursachen geben kann, auch wenn Du nur ein einzelnes Element Deines Ernährungsplans geändert hast.

Welche Vorteile hat die Candida Diät?

Die Candida Diät schränkt die Nahrungsmittelauswahl nur für den kurzen Zeitraum der ersten Phase relativ stark ein. Das reduziert das Risiko einer Mangelernährung. Insgesamt hat die Candida Diät eine vollwertige Ernährung zum Ziel.

Die eingeschränkte Ernährung entfernt aber auch typische Allergene wie Gluten oder Milchzucker (Laktose) vom Speiseplan und das schrittweise Wiedereinführen gewohnter Bestandteile kann Dir ermöglichen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu erkennen.

Der umgekehrte Weg, das gezielte Weglassen einzelner Elemente, führt nur selten zum Ziel, weil die beobachteten Effekte aufgrund der zahlreichen weiteren Einflussfaktoren nicht eindeutig zugeordnet werden können. Allergene kommen in verarbeiteten Lebensmittel häufig auch versteckt vor. Gluten ist zum Beispiel in fast allen verarbeiteten Lebensmitteln enthalten, die nicht explizit als glutenfrei gekennzeichnet sind.

Hat die Candida Diät Nachteile?

Kritik an der Candida Diät betrifft weniger ihre Wirkungen oder Nebenwirkungen, sondern eine mangelnde wissenschaftliche Basis der ihr zugrunde liegenden Ideen. Das trifft aber nicht in allen Punkten zu, sie sind zudem nicht wissenschaftlich widerlegt und es gibt durchaus wissenschaftlich anerkannte Zusammenhänge, die Theorien hinter der Candida Diät stützen [RKI2004].

Die Publikation des Robert Koch Instituts zitiert beispielsweise eine Studie, die signifikant erhöhte Candida Konzentrationen im Stuhl nach Antibiotika-Therapien und, auch unabhängig davon, bei Durchfällen festgestellt hat. Weitere dort erwähnte Studien liefern Hinweise auf einen positiven Einfluss der in Probiotika enthaltenen Lactobazillen sowie auf einen Zusammenhang zwischen Antikörpern gegen Candida albicans und Nahrungsmittelintoleranzen respektive bestimmter Allergien, die Haut- oder Atemwege betreffen.

Darüber hinaus hat die medizinische Wissenschaft in vielen Fällen selbst gar keine Erklärung, beispielsweise für die finalen Ursachen von Reizdarmsyndrom, Colitis Ulcerosa, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Schizophrenie.

Das schränkt den Wert einer solchen Kritik ein. Zum Teil ist die Kritik an der Candida Diät aber sogar selbst widersprüchlich. So weist der Bericht des Robert Koch Instituts bei der Diskussion um die „Anti-Pilz-Diät“ darauf hin, dass die verschiedenen Zuckerarten bereits in den vordersten Darmabschnitten verdaut werden, also für die Candida-Kolonien im Dickdarm nicht zur Verfügung stehen würden.

Das trifft aber nur bei einer normal funktionierenden Verdauung zu und der Bericht selbst bietet zahlreiche Belege, dass Probleme mit den Hefepilzen vor allem unter nicht normalen Bedingungen auftreten.

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die Laktoseintoleranz, denn der Milchzucker wird durch das Enzym Laktase auch vom gesunden Organismus langsamer verdaut als andere Zuckerarten, gelangt also grundsätzlich tiefer in den Darm [Kofranyi2013,p34].

Ist die Laktoseverdauung durch einen Laktasemangel gestört, kann der Milchzucker auch bis in den Dickdarm gelangen und Durchfälle, Blähungen und Bauchschmerzen verursachen [Kofranyi2013,p251]. Weiterhin ist ein eine erhöhte Häufigkeit von Laktoseintoleranz beim Reizdarmsyndrom nachgewiesen [Schauder2006,p1054f].

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es die Candida Diät eigentlich gar nicht gibt, sondern eine Reihe unterschiedlicher Publikationen, in denen „die Candida Diät“ mit teils sehr unterschiedlichen und sogar widersprüchlichen Details beschrieben wird. Einigkeit herrscht aber in Bezug auf die grundsätzliche Auswahl an Lebensmitteln. Diese ist zum Teil stark eingeschränkt, wird aber nach einer mehr oder weniger kurzen Phase wieder verbreitert.

Schließlich wird die Empfehlung einer Candida Diät teilweise von einem Nachweis der Pilze im Stuhl abhängig gemacht. Abhängig von der Art der Probennahmen sind diese Tests aber, mit einer großen Streubreite (20 – 80 %), bei etwa der Hälfte aller Erwachsenen positiv. Ein Test auf Candida Besiedlung des Darms hat daher praktisch keine Aussagekraft.

Das Fazit zur Candida Diät

Ein kausaler Zusammenhang zwischen Candida Infektionen und Symptomen wie Blähungen (Meteorismus), Durchfällen, Verstopfungen sowie diversen Erkrankungen ist zwar wissenschaftlich nicht erwiesen, im Allgemeinen aber auch nicht ausgeschlossen.

In manchen Fällen lassen wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse Theorien hinter der Candida Diät zumindest plausibel erscheinen. Candida Pilze können zudem in unterschiedlichsten Körperbereichen Probleme verursachen, von der Haut bis zum Blut und den inneren Organen. Eine Diskussion der Wirksamkeit muss diese große Bandbreite berücksichtigen.

Darüber hinaus kann sich insbesondere die Reduktion von Kohlenhydraten und vor allem Einfachzucker, als sehr leicht verstoffwechselbarem Energieträger, prinzipiell in gleicher Weise auch auf andere Arten mikrobieller Überbesiedlungen auswirken wie auf eine Candida Infektion.

Einzelne Elemente der Candida Diät entsprechen zudem allgemeinen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung, beispielsweise die Bevorzugung naturbelassener Lebensmittel oder die Reduktion von Zucker, insbesondere in Form von Monosacchariden, die Verwendung probiotischer Nahrungsmittel, wie auch die Einschränkung alkoholischer und koffeinhaltiger Getränke.

Eine Candida Diät kann daher auch dann hilfreich sein, wenn Deine gesundheitlichen Probleme nicht durch die gleichnamigen Hefepilze, sondern beispielsweise durch ein von anderen Mikroorganismen hervorgerufenes Ungleichgewicht Deiner Darmflora verursacht sind.

Quellen

Mayr2001: Die Candida-Diät; Mayr, Peter; 2001; Haug Verlag, Heidelberg

Braun2014: Klinikleitfaden Innere Medizin; Braun, Jörg und Dormann, Arno J. (Hrsg.); 12. Auflage, 2014; Elsevier GmbH, München

Schauder2006: Ernährungsmedizin; Schauder, Peter; 3. Auflage, 2006; Urban & Fischer Verlag (Elsevier GmbH)

Kofranyi2013: Einführung in die Ernährungslehre; Kofranyi, Ernst; 13. Auflage, 2013; Neuer Umschau Verlag, Neustadt an der Weinstraße

Pubmed2011: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21513811

RKI2004: Pathogenetische Bedeutung der intestinalen Candidabesiedelung; Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin des Robert Koch Instituts“;Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2004; http://www.apug.de/archiv/pdf/bgbl_methkom_candida.pdf


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