Die Rohkost-Diät beziehungsweise -Ernährung ist durchaus kein neuer Trend. Im Gegenteil. Es ist die wohl ursprünglichste Ernährungsform überhaupt. Immerhin verfügten Menschen nicht von Anfang an über Ofen, Herd, Mikrowelle oder die Herrschaft über das Feuer. Macht das die Rohkost aber wirklich zur empfehlenswerten Ernährungsform?
Was ist die die Rohkost-Diät?
Die (hauptsächliche) Ernährung mit roher, also unverarbeiteter, pflanzlicher Kost. Rohes Gemüse und Obst gehören in jedem Fall dazu. Die Ausweitung auf rohen Fisch, also Sashimi, und rohes Fleisch, wie beispielsweise Tartar, wird kontroverser diskutiert. Ebenso wie der Anteil, den die Rohkost am Speiseplan haben muss, um als Rohkost-Diät zu gelten.
Klar ist aber, wo die Rohkost-Ernährung herkommt: Aus der Anfangsgeschichte der Menschheit. Noch bevor es möglich war, den Jagderfolg auf dem Lagerfeuer zu grillen oder das Gesammelte zum Eintopf beziehungsweise in Konserven zu verwandeln, wurde die Nahrung roh genossen.
Erneut aufgegriffen wurde das Konzept, gerade in der vegetarischen und veganen Richtung, im alten Griechenland von Pythagoras und Hippokrates. Das rohe Essen galt als Medizin und damit als Voraussetzung für die Gesundheit. Erhalten blieb dieses Konzept zwar, vollständig durchsetzen konnte es sich aber offensichtlich nicht. Und dennoch erfuhr es eine Renaissance im Jahr 1930 und 1966.
1930 zeigte Dr. Paul Kouchakoff auf, dass die Anzahl der Leukozyten – also die weißen Blutkörperchen – nach dem Essen von gegarten oder anderweitig verarbeiteten Speisen sprunghaft anstieg. Das deutet auf eine Abwehrreaktion hin. Bei dem Verzehr roher Lebensmittel tritt diese Reaktion nicht auf.
1966 sorgte das Buch eines Vaters im Iran für einen kleinen Aufruhr. Sein kranker Sohn wurde durch eine Rohkost-Ernährung geheilt, woraufhin der väterliche Autor ebenfalls zur rohen Kost wechselte und diese als Heilmittel für Krankheiten im Allgemeinen postulierte. Ähnliche Literatur zur positiven Wirkung einer Rohkost-Diät findet sich in großer Zahl
Wie wird die Rohkost-Diät durchgeführt?
Hier gibt es verschiedene – teils widersprüchliche – Meinungen. Wie bereits erwähnt, reicht in manchen Konzepten eine größtenteils rohe, vegane Ernährung aus. Gegessen werden also ungegartes Gemüse und Obst sowie Kräuter. Dazu können es aber auch gepresste Öle und Fette, geräucherten oder roher Fisch, gereiftes oder rohes Fleisch und geröstete Nüsse auf den Speiseplan schaffen.
Gängig ist ein Rohkost-Anteil von etwa 75 Prozent bei leichteren Diätformen. Bei strikten Ernährungsformen können es aber auch 100 Prozent sein. In jedem Fall muss auf vollständig gegarte Gerichte verzichtet werden. Ein Abendessen aus gekochten Nudeln, gebratenen Tomaten, Parmesan, Schinken und Sahne fällt also schon einmal weg.
Nicht nur das kann ein Problem bei der Durchführung sein. Oftmals ist es schlicht der abrupte Wechsel zu einer komplett oder auch nur größtenteils rohen Ernährung, der Beschwerden erzeugt.
Was gilt es bei der Rohkost-Diät zu beachten?
Was gegessen werden darf und was nicht, hängt von der jeweiligen Art der Rohkost-Diät ab. Ob die ungegarte Kost aber nun Dreiviertel des Speiseplans ausmacht oder gleich alle Gerichte komplett daraus bestehen sollen, in jedem Fall sollten die folgenden Punkte beachtet werden:
- Rohkost erschwert dem Körper die Verdauung. Eine Hilfe ist das gründliche Kauen. Iss langsam, kau jeden Bissen bewusst zehn bis dreißig Mal.
- Achte auf die Fettzufuhr. Obst und auch das meiste Gemüse enthält wenig bis gar kein Fett. Fett benötigt der Körper aber ebenso, wie Vitamine und Eiweiß für eine gute Versorgung. Vergiss also Samen und Kerne mit hochwertigen Fettsäuren nicht auf dem Speiseplan.
- Stell Deine Ernährung nicht von heute auf morgen auf den Kopf. Gemüse und Obst haben einen teilweise sehr hohen Anteil an Ballaststoffen. Ballaststoffe sind gesund und die moderne Ernährung in Entwicklungsländern versorgt kaum jemanden mit der Menge von 30 Gramm pro Tag, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung als Empfehlung veranschlagt. Der Darm ist daher ungeübt, wenn die Zufuhr daran plötzlich erhöht wird. Die Folgen sind Verdauungsbeschwerden, wie Blähungen, Krämpfe und Schmerzen. Besser ist es, eine allmähliche Steigerung der Aufnahme durchzuführen. Also beispielsweise erst einmal Zwischenmahlzeiten durch Rohkost ersetzen und dann eine Mahlzeit nach der anderen.
Was sind die Vorteile der Rohkost-Diät?
Die Rohkost-Diät zeigt auf, wie wenig unverarbeitete Speisen wir eigentlich zu uns nehmen. Dadurch kann sie, auch nur in verminderter Form durchgeführt, die folgenden Vorteile mit sich bringen:
- eine gesunde Steigerung der Ballaststoffe-Aufnahme
- kein Hungern während der Diät, da von rohen Lebensmittel sehr große Mengen verzehrt werden können
- verbesserte Zufuhr von Vitaminen und Mineralien
- einfache Durchführung, simple Rezepte, geringer Aufwand
Was sind die Nachteile der Rohkost-Diät?
In erste Linie die Verträglichkeit – zumindest im Alltag. Wenn du Dich von rohen Lebensmitteln ernährst und ständig mit aufgeblähtem Bauch umherläufst, wird das Befolgen der Rohkost-Diät schwierig.
Hinzu kommt, dass die Versorgung mit Eiweiß und Fett problematisch werden kann. Was in verarbeiteter Nahrung und tierischen Produkten im Übermaß vorhanden ist, ist in Obst und Gemüse Mangelware. Es gilt bei der Rohkost-Diät also, sehr genau auf ein ausgewogenes Verhältnis zu achten.
Das Fazit zur Rohkost-Diät
Die Rohkost-Diät kann durchaus eine wunderbare Alternative oder Ergänzung zu gekochten, damit mikronährstoffärmeren Speisen sein. Mal eben von der gewohnten Ernährung zu ausschließlicher Rohkost zu wechseln ist aber komplizierter, als viele erahnen.
Besser ist daher ein allmählicher und auch nur anteiliger Wechsel. Beispielsweise durch einen Salat und Obst-Snacks jeden Tag. Wer auf der Suche nach einer Ernährung ist um abzunehmen, dem sei eine Low-Carb Ernährung empfohlen, die ebenso einen hohen Anteil an unverarbeiteten Lebensmitteln und viel Gemüse aufweist.