Ob in der Küche oder zur Körperpflege, lange Zeit herrschte ein regelrechter Hype um das Kokosöl als Allround-Talent. Zurzeit werden aber auch Gegenstimmen immer lauter und bezeichnen das Kokosöl sogar als pures Gift. Ist es also gesund oder ungesund?
Dies und viele weitere Fragen rund um das Kokosöl wird im folgenden auf die Spur gegangen. Bevor es aber richtig losgeht, werfen wir erst einmal einen genaueren Blick auf das strittige Pflanzenöl.
Die Herkunft des Kokosöls
Die meisten Kokosnüsse stammen aus Indien, den Philippinen, Indonesien und Thailand. Die Kokospalme liebt tropisches, feuchtwarmes Klima, sie gedeiht erst bei über 20 Grad Celsius. Die Palme wird bis zu 25 Meter hoch, bis zu 120 Jahre alt und gibt im Jahr etwa 40 reife Früchte ab, von denen fast alle Pflanzenteile genutzt werden können.
Beim Kokosnussöl handelt es sich um ein weißes beziehungsweise weiß-gelbliches Pflanzenfett, das aus dem getrockneten Kernfleisch der Kokosnüsse gewonnen wird, der sogenannten Kopra. Im festen Aggregatzustand nennt man es übrigens Kokosfett, dieses ist aber oft hitzebehandelt und geschmacksneutral. Weltweit werden über 3 Millionen Tonnen Öl pro Jahr produziert.
Eingesetzt wird es nahezu überall, zum Frittieren, Braten und Backen, in der Kosmetik, in der Pharmazie und Chemie und natürlich in der Süßwarenindustrie. In den Herkunftsländern ist es vor allem ein traditionelles Heilmittel.
Zwei Wege: Die Herstellung des Kokosöls
Für die Gewinnung des Pflanzenöls gibt es zwei unterschiedliche Methoden, das industrielle und das biologische Verfahren.
Bei der üblicheren industriellen Pressung wird die Nuss getrocknet und für eine Zeit gelagert. Anschließend wird das Fruchtfleisch geraspelt, stark erhitzt und mechanisch gepresst. Häufig werden chemische Mittel eingesetzt, um die Schale besser entfernen zu können und so Farbe und Konsistenz beeinflussen zu können. Anschließend wird das Öl raffiniert, in Plattenform gepresst oder abgefüllt.
Deutlich schonender ist die zweite Methode, das bereits erwähnte biologische Verfahren, welches so aussieht:
Damit sich das Fruchtfleisch durch die Lagerung nicht verändert, verunreinigt wird oder gar verdirbt, werden die Früchte zügig verarbeitet. Die geschälte und zerstückelte Frucht wird kalt gepresst damit alle Nährstoffe erhalten bleiben, anschließend wird nur gefiltert, damit keine Fruchtfleischrückstände übrig bleiben. Üblicherweise wird hier auch nicht mit Chemie gearbeitet, um die Eigenschaften der Produkte nicht zu verändern.
Anbaubedingungen
Der Anbau von Kokosnüssen beansprucht große Flächen Land. Dieses wird noch überwiegend von Kleinbauern bewirtet, welche aufgrund der vorwiegend herrschenden menschenunwürdigen Verhältnisse größtenteils in Armut leben. Tagelöhner werden vermehrt ausgebeutet.
Im Zuge dessen wachsen mit der steigenden Nachfrage nach der Kokosnuss als Superfood auch die Probleme der Kleinbauern und Landarbeiter. Ausbeuterische Arbeitsbedingungen, Landraub, Rodungen und gigantische Monokulturen gehören unter anderem zu den Folgen.
Kokosnussöl besteht zu 90 Prozent aus gesättigten Fettsäuren, welche oft als ungesund bezeichnet werden. Zu viele dieser gesättigten Fettsäuren erhöhen den Gesamtcholesterinspiegel. Da unser Körper diese selbst bilden kann, sollten sie nur in geringen Mengen über die Nahrung aufgenommen werden.
Größtenteils zählen die enthaltenen Säuren zählen allerdings zu den mittelkettigen Fettsäuren, die wiederum als gesund gelten, weil sie gut verwertbar sind. Sie sind auch anregend für den Fettstoffwechsel, erleichtern die Aufnahme anderer Nährstoffe und sind leicht verdaulich.
Noch dazu enthält es viele Vitamine, Mineralien und einen hohen Anteil an Laurinsäure, die das „gute“ Cholesterin erhöht und nicht vom Körper selbst produziert werden kann.
Für Diskussionen über den vermeintlichen Alleskönner sorgte kürzlich der Vortrag einer deutschen Professorin mit dem Titel „Von Kokosöl und anderen Ernährungsirrtümern“. Demnach soll Kokosöl Arterienverkalkung fördern und somit das Risiko für Herzinfarkte erhöhen und nur wenige Vitamine, Mineralien und Pflanzenstoffe enthalten. Wissenschaftlich belegt sind diese Behauptungen jedoch nicht.
Unabhängig vom Säuregehalt enthält das Kokosnussöl für die Gesundheit wichtige Begleitstoffe, wie Vitamin E und Polyphenole. Einig scheint man sich darauf zu sein, dass es in Maßen unbedenklich genossen werden kann, auf andere Fette wie Rapsöl, Olivenöl und Walnussöl sollte man beim Kochen aber auch zurückgreifen.
Wie sieht die ideale Lagerung aus?
Wichtig ist eine lichtgeschützte Lagerung des Kokosöls, welche die Abspaltung der gesättigten Lipide verhindert. Bei Raumtemperaturen bildet sich kein Kondenswasser im Inneren des Kokosölglases, idealerweise legen sie es also in einen abgedunkelten Küchenschrank oder in den Vorratskeller.
Bei Aufbewahrung im Kühlschrank kann sich Kondenswasser bilden, was guter Nährboden für viele Mikroorganismen ist und im schlimmsten Fall das Produkt verdirbt. Das Glas sollte auch aus dem Grund immer sauber gehalten werden. Wichtig ist außerdem das Glas nach Benutzung sofort wieder zu verschließen, damit sich Schimmelpilze und Bakterien nicht absetzen.
Das Schmelzen oder Verflüssigen (ab 24 Grad Celsius) von Kokosöl ist weder schädlich, noch hat es Einfluss auf deren Aromen. Hochwertiges natives Kokosfett kann bei richtiger Aufbewahrung sehr lange gelagert werden, ohne dass es an Geschmack und Qualität verliert.
Die Anwendungsmöglichkeiten von Kokosöl
Kokosöl in der Küche
Gerade beim Kochen bringt das Kokosöl viele Vorteile mit sich:
- Aufgrund des hohen Rauch- und Flammpunkts eignet sich Kokosöl ideal zum Backen, Braten und Frittieren. Es oxidiert also erst bei sehr hohen Temperaturen, behält alle seine gesundheitsfördernden Qualitäten und bildet keine Transfette.
- Das Öl ist frei von Arachidonsäure, welche vermehrt in tierischen Fetten enthalten ist, die Gefäße verengt und Entzündungen fördert.
- Vor allem beim Kochen asiatischer und orientalischer Gerichte ist es ein Geschmacksplus und verleiht den Gerichten einen exotischen Touch.
Die meiste Verwendung in der Küche findet es wohl bei Curry, aber auch zum Dünsten von Gemüse. Beliebt sind auch Gemüse-, Pfannen- und Wokgerichte. Der Kokosgeschmack ist nach dem Würzen meist nicht mehr erkennbar, allerdings gibt es auch die geschmacksneutrale Version.
Die Rezepte mit Kokos sind nahezu endlos, das wertvolle Öl schmeckt sogar im Kaffee und soll zusätzlich Energie verleihen. Es lässt sich super auch in andere Getränke wie Smoothies und Shakes integrieren. Sehr beliebt ist die Goldene Milch. Hierfür wird ein Esslöffel Kurkuma mit 15 Gramm frischem Ingwer, 120 Milliliter klarem Wasser und 350 Milliliter Pflanzenmilch gemischt und jeweils ein wenig Muskatnuss, Zimtpulver, Agavendicksaft, und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer dazugegeben. Die Krönung ist ein Teelöffel natives Bio Kokosmarköl, dieses und Kurkuma gelten als die beliebtesten Heilmittel in der indischen Heillehre.
Wusstest du, dass Kokosöl außerdem zur Herstellung von Süßwaren verwendet wird?
In der Lebensmittelindustrie ist es besonders beliebt, weil es wortwörtlich im Mund schmilzt. Das nussige Fett wird vor allem zur Herstellung von Eiskonfekt und Kuvertüren benutzt, aber auch für frische Eiscreme und Margarine. Viele Gerichte, in denen herkömmliche Butter verwendet wird, kannst du auch mit Kokosöl zubereiten. Aufgrund dessen ist es vor allem in der veganen Küche sehr beliebt. Auch beim Backen lässt es sich sehr einfach in den Teig mit einarbeiten und ist sogar ergiebiger als Butter.
Kokosöl zur Körperpflege
Aufgrund seiner antibakteriellen, pflegenden Wirkung ist Kokosöl auch zur Körperpflege, Mundhygiene, sowie zur Haut- und Haarpflege geeignet.
- Kokosöl als Mundspülung: Durch eine Mundspülung mit dem Öl werden die Giftstoffe zerstört und Zähne und Zunge gereinigt.
- Kokosöl als Zahnpasta: Eine Zahnpasta mit Kokosöl kannst du auch ganz einfach selbst herstellen. Kokospflanzenöl, Natron und etwas Minze für den Geschmack abmischen und schon hat man eine Alternative ohne Chemie und Plastik.
- Kokosöl für die Haut: Zum Abschminken, als reichhaltige Creme für das Gesicht, als Bodylotion oder gemischt mit Zucker als Peeling ohne Mikroplastik ist es auch bestens geeignet. Gemischt mit Natron und Maisstärke (und ätherischen Ölen für den Duft) wird es zum selbstgemachten Deo. Gereizte Haut kann mit etwas warmen Fett beruhigt werden und natives Bio Pflanzenöl lässt Lippen sanfter aussehen als jeder Lippenbalsam. Laurinsäure soll auch bei Akne, Pickel und Falten wegen der antibakteriellen Wirkung guttun und die Narbenbildung vorbeugen.
- Kokosöl für die Haare: Lässt man es vor dem Waschen in die Haare einziehen wird es zur Alternative zu einer Kur, nach dem Auswaschen fühlen sich die Haare gepflegt und weich an, auch bei Schuppen kann es helfen. Ein Kokosnussöl-Shampoo Rezept gibt es auch: Das Öl mit geriebener Kernseife mischen, Apfelessig und Wasser dazugeben, dann im Wasserbad erhitzen bis eine homogene Mischung entstanden ist.
- Weitere Anwendungsbereiche: Weil es Entzündungen vorbeugt, findet es auch als Sonnencreme bei leichtem Sonnenbrand Verwendung und wirkt dazu noch kühlend. In der Pharmazie ist es ein wichtiger Hilfsstoff und dient als Grundlage für Salben.
Kokosöl zur Lederpflege
Auch bei Schuhwerk, Taschen, Klamotten und Möbeln aus Glattleder kommen die Wirkungen des Kokosöls zugute. Das Öl lässt Leder wieder glänzen, wirkt vorbeugend bei Rissen. Beim Einreiben entsteht Wärme, die das harte Öl weich werden lässt und sich so gut ins Leder einarbeiten kann. Nach kurzer Zeit das überschüssige Fett mit einem Tuch entfernen. Für Wildleder ist es allerdings nicht geeignet.
Kokosöl für Haustiere
Hier wird das Mittel als Zecken- und Flohschutz verwendet, aber auch einfach für ein seidiges, geschmeidiges Fell. Du kannst es außerdem als Nahrungsergänzungsmittel täglich ins Futter geben, es reguliert den Verdauungstrakt und wirkt innerlich gegen Parasiten.
Abnehmen mit Kokosöl?
Häufig wird in der Werbung suggeriert, dass Kokosöl für eine bessere Gewichtsreduktion sorgen soll, hierfür gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Befunde.
Wie du bereits erfahren hast, enthält Kokosöl vor allem gesättigte Fettsäuren und kaum ungesättigte, die für eine gesunde Ernährung jedoch wichtig sind.
Aufgrund der relativ hohen Anzahl von mittelkettigen Fettsäuren, welche leicht verdaulich sind und eventuell nicht von deinem Körper gespeichert werden, hält sich jedoch die Vermutung Kokosöl, würde beim Abnehmen helfen. Somit bleibt für die Gewissheit also nur auf Langzeitstudien zu warten.
Kokosöl im Kampf gegen Alzheimer und Demenz?
Auch im Bereich der Heilpflege wird dem Kokosöl eine positive Wirkung zugesprochen. So soll das Öl dabei helfen, das Gehirn vor Alzheimerkrankheiten zu schützen. Doch woher rührt diese Annahme? Bisher ist das vorhandene Wissen über die Entstehung von Alzheimererkrankungen noch recht begrenzt.
Unter anderem existiert jedoch die Theorie, dass eine Glukose-Verwertungsstörung eine mögliche Ursache sei. Bei Glukose handelt es sich um einen wichtigen Energielieferanten für das Gehirn, fällt dieser aus, greift der menschliche Körper unter anderem auf Ketone als Energiequelle zurück. Diese werden unter der Zufuhr mittelkettiger Fettsäuren gebildet, welche sich wie bereits erläutert, in hohen Mengen im Kokosöl befinden.
Daraus erfolgt die Annahme, Kokosöl würde die kognitiven Fähigkeiten verbessern können. Wissenschaftliche Beweise liegen zur Zeit allerdings nicht über die Wirksamkeit von Kokosöl bei Alzheimer und Demenzerkrankungen vor.
Fazit
Du weißt nun, dass die Wirkung des populären Kokosöls noch nicht eindeutig erforscht ist. Die heilsamen Wirkungen, sowie die unterstützende Funktion beim Abnehmen, die dem tropischen Produkt nachgesagt werden, entsprechen aufgrund der Tatsache, dass so gut wie keine Langzeitstudien vorliegen nicht vollständig der Wahrheit.
Bezüglich der Herkunft des Kokosöls lässt sich außerdem festhalten, dass es in sensiblen Regionen angebaut wird und zuwider der Umwelt einen langen Transportweg mit sich bringt.
Festzuhalten bleiben jedoch die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten des Kokosöls, ob zur Pflege oder aber vor allem auch in der Küche. Die Rezepte, die man ausprobieren kann, sind unglaublich zahlreich und gehen von der klassischen Weihnachtsbäckerei bis zur exotischen Küche. Es ist also definitiv eine Bereicherung für den Küchenschrank.